Kommerzielle Reiseveranstalter können für Sie eine wesentliche Stütze der Klassenfahrt sein. Dank ausgeprägten touristischen Know-How durchdringen sie den Markt und können Beförderungsanbieter, Unterkünfte und Programmveranstalter richtig einschätzten (und als sehr zu begrüßenden Nebeneffekt besondere Konditionen aushandeln). Das alles hilft den Entscheider*innen in den Schulen, sowohl den Zeitfaktor der Organisation von Klassenfahrten soweit wie möglich zu reduzieren als auch pädagogische Kompetenzen zu kanalisieren.
Des Weiteren unterliegen Pauschalreiseveranstalter anderen Rahmenbedingungen als beispielsweise Unterkünfte oder Transportunternehmen. Während bei Letzteren zwangsläufig nur Teilaspekte der Klassenfahrt im Fokus des Gesetzgebers stehen, beziehen sich die gesetzlichen Bestimmungen, denen Reiseveranstalter unterworfen sind, auf das Gesamtpaket der Reise. Das Pauschalreiserecht garantiert Ihnen für die gebuchte Reise einen umfassenden Verbraucherschutz und eine erweiterte rechtliche Absicherung. Schulleiter:innen und Lehrer:innen finden in Reiseveranstaltern den EINEN Ansprechpartner für alle Belange der Klassenfahrt und damit Planungssicherheit. Im Gegensatz zur Direktbuchung in der Unterkunft oder zur Selbstorganisation einer Klassenfahrt steht der Reiseveranstalter sowohl bei Problemen mit der gebuchten Unterkunft in der Pflicht als auch dann, wenn Busse oder Bahnen stehen bleiben bzw. Flugzeuge nicht starten können. Es ist unverständlich, warum in den Schulfahrtenerlassen der Bundesländer die Schulfahrtenveranstalter selten Erwähnung finden. Reiseveranstalter garantieren zudem die konsequente Umsetzung des Reiserechts, was neben der Insolvenzversicherung auch Reise- und Haftpflichtversicherungen einschließt.
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Wie nun finden Sie sich unter den vielen Reiseveranstaltern für Klassenfahrten zurecht? Einige Kriterien, auf die Sie bei der Buchung und während der Findungsphase achten können, haben wir an dieser Stelle für Sie aufgelistet.
Schauen Sie sich die jeweiligen Internetseiten genau an, und lassen Sie sich von schönen Bildern nicht blenden. Wichtige Fragestellungen für Sie sollten sein: Finden Sie ein ausführliches Impressum vor, dazu Telefonnummern für Beratungsdienstleistungen? Verfügt das Unternehmen über einen Reise-TÜV oder eine vergleichbare Qualitätszertifizierung? Orientieren Sie sich an der Qualitätsauszeichnung TOP-15 Unterkünfte von Jugendtours oder an unserem Ratgeber zu Zertifizierungen. Listet die Website Kundenbewertungen auf und werden diese transparent oder gar unabhängig gesammelt? Vergleichen Sie auch, ob die Bewertungsnote, die Ihnen auf der besuchten Internetseite angezeigt wird, mit der des jeweiligen Bewertungsportals übereinstimmt. Oftmals finden sich auch aktuelle Bildersammlungen von durchgeführten Klassenfahrten, ein Beispiel finden Sie unter Bildergalerie.
Reiseveranstalter und Unterkünfte verfügen oftmals über farbenprächtige Facebook-Seiten oder umfangreiche Instagram-Auftritte. Den dort geschilderten Eindrücken, Bewertungen und Kommentaren gegenüber sollten Sie skeptisch sein! Auch der Verweis auf die jugendliche Zielgruppe läuft ins Leere. Schulfahrten sind Gruppenreisen, die der Aufsichtspflicht von Lehrer:innen unterliegen. Private Positings von Schüler:innen während der Reise sind ebenso unwahrscheinlich, wie Sie nur selten Kommentare über den Schulunterricht in den sozialen Medien finden werden.
Sind Postings von Schüler:innen bei Klassenfahrten nicht vorstellbar, erscheinen diese bei Jugendreisen durchaus im Bereich des Möglichen: Dort, wo Kinder und Jugendliche als Einzelreisende unterwegs sind, ist ein privater Austausch von Fotos bei Instagram oder einem Facebook-Eintrag deutlich wahrscheinlicher. Seien Sie daher vorsichtig, wenn die Abonnentenzahl Ihres Klassenfahrtenanbieters bei Facebook oder Instagram ebenso hoch ist wie die bei einem Jugendreisenanbieter.
Alle Angaben im Reiseangebot sollten vollständig und nachvollziehbar sein. Dazu zählen die Benennung des Reiseziels, der Unterkunft, der Verpflegung und des Transportmittels. Der Reisepreis muss transparent und ohne versteckte Kosten dargestellt sein. Meiden Sie ANbieter, die Preisangaben mit Sternchen versehen oder beigeordnete in einer kleineren Schrift gehaltene Kommentare ergänzen.
Welche Serviceleistungen bietet der Reiseveranstalter an? Gewährt der jeweilige Veranstalter Inklusiv-Vorteile (bei jeder Buchung inkludierte Serviceleistungen) und wie sehen diese aus? Gehört bspw. die Kulanz bei Stornierungen dazu? Und wenn ja, welchen konkreten Umfang storniert der Veranstalter kostenlos? Wann muss der Reisepreis final gezahlt werden und ist eine Einzelüberweisung der Eltern auf das Konto des Veranstalters möglich? Wie verhält es sich mit den Freiplätzen? Oftmals helfen Ihnen Online-Kundenportale, die Klassenfahrt zuhause vom Sofa aus zu planen.
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Da Schulfahrtenveranstalter alle Reiseleistungen aus einer Hand anbieten und die sorgfältige Auswahl der Leistungspartner garantieren, unterliegen alle Teilaspekte der Klassenfahrt (Beförderung, Unterbringung, Programm, Bildungsdienstleistungen) der Qualitätskontrolle des Veranstalters. Reiseveranstalter stehen vom Moment der Abreise bis zur Rückankunft in der Schule vollumfänglich in der Verantwortung für die Klassenfahrt: ein wirklicher Mehrwert für die verantwortliche Lehrkraft. Achten Sie daher als K.-o.-Kriterium bei der Buchung von Klassenfahrten darauf, ob der gewählte Reiseveranstalter, das Vertragspartner-Unternehmen, als alleiniger Ansprechpartner für alle Belange der Klassenfahrt auftritt udn tatsächlich alle Reiseleitungen aus einer Hand „veranstaltet“.
Alle großen Veranstalter haben detaillierte Notfallpläne mit konkreten Zuständigkeiten und Handlungsanweisungen. Achten Sie darauf, ob der Veranstalter Ihrer Wahl eine 24h-Hotline oder ein Notruftelefon anbietet, damit Sie sich im Bedarfsfall und vor allem während der Reise rund um die Uhr mit Ihrem jeweiligen Ansprechpartner in Verbindung setzen können.
Was wären unsere Schulen ohne private Dienstleister? Schulbuchverlage, Produzenten von Schreibtafeln oder Whiteboards, Computerhersteller, Anbieter von Schulessen oder eben Schulfahrtenveranstalter, sie alle bewerben sich um die Gunst der Schulleiter:innen und der Lehrkräfte. Ganz gleich, ob Sie diesen Prozess im Inneren begrüßen, sich der Sache enthalten oder ihn gar mit Sorge sehen, das kommerzielle Management ist aus den Klassenräumen und Lehrerzimmern, ja selbst von den Schulhöfen, nicht mehr wegzudenken.
Indem Klassenfahrten das schulische Lernen an einem außerschulischen Lernort fortsetzen, gewinnen spielerische Elemente, wie Sie für Reisen typisch sind, das Erkunden neuer Regionen und Länder, das Anwenden gelernter Fremdsprachen oder das gemeinsame Miteinander im Klassenverband, an Bedeutung. Die neuen Inhalte verlangen nach Kriterien, die Sie pädagogisch verifizierbar machen. Pädagog*innen, die die eigentliche Klassenfahrt organisieren und durchführen (und die Aufsichtspflicht innehaben), werden zu einer umfangreichen pädagogischen Vor- und Nachbereitung gezwungen.
Lehrer:innen suchen nach Wegen, das Arbeitsvolumen überschaubar zu halten. Sie lagern Bildungsinhalte aus und wenden sich verstärkt ommerziellen Anbietern zu. Der Markt hat im letzten Jahrzehnt zuhauf entsprechende Angebote hervorgebracht: Programmveranstalter, Erlebnisreisen-Anbieter, Reformpädagog:innen, Coaches für Klassenfahrten, um nur einige der neuen Berufsbezeichnungen zu nennen, schossen wie Pilze aus dem Boden. Sie alle ermöglichen es den verantwortlichen Lehrkräften, Klassenfahrten oder Schulwandertage besser zu organisieren. Lesen Sie dazu auch in den Schulfahrtenerlassen der Bundesländer, warum Klassenfahrten als schulische Veranstaltungen gelten und wie diese an die Rahmenlehrpläne der Kultus- und Bildungsministerien anzuschließen sind.