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Reiseziele & Themen

Ist die Unterbringung in Gastfamilien für das schulisches Reisen empfehlenswert?

Gastfamilien als bedenkenswerte Alternative für Klassenfahrten nach England und Schottland: Erster Teil unseres Erfahrungsberichts



Wohnen Schülerinnen und Schüler auf Klassenfahrt gern bei Gastfamilien? Jugendtours bietet aktuell eine ganze Reihe von Zielen in England und in Schottland an, bei denen die Unterbringung vorrangig in Gastfamilien und nicht in Hotels erfolgt. Das hat inzwischen Tradition und funktioniert gut. Trotzdem wird uns oft die Frage gestellt, ob Gastfamilien wirklich eine gute Unterkunftsmöglichkeit für Reisen nach Brighton, Hastings, London, ins schottische Edinburgh oder nach Malta sind? Welche Erfahrungen haben wir als Reiseveranstalter gemacht?

In der Tat gehen die Meinungen darüber auseinander. Aus meiner Erfahrung als langjähriger Organisator von Klassenfahrten und Sprachreisen nach England habe ich viele Erfahrungen mit Gastfamilien sammeln dürfen, die ich gern weitergebe. Für mich persönlich ist die Antwort übrigens klar: Ich bevorzuge Hotels. Dennoch kann ich Gastfamilen für die Unterbringung von Schulklassen ehrlichen Herzens empfehlen!

An der Südküste habe ich beispielsweise bei einem betagten Ehepaar übernachtet. Für die mit drei Schlössern gesicherte Eingangstür gab es vom Hausherren sofort bei Ankunft eine viertelstündige Einweisung, ebenso zur Reinigung des Bades und zur Nutzung des Zimmers. An diesem Punkt bedauerte ich wirklich, dass ich nicht im Hotel eingecheckt hatte. Eine Woche später, als ich mich auf den Heimweg machte, waren meine Zweifel vergessen: die Hausfrau war eine exzellente Köchin, jedes Abendessen war ein Fest: weiße Tafeltücher, Silberbestecke und Kristallgläser. Ich lernte traditionelle englische Speisen kennen, die ich noch nie gekostet hatte. Alle Vorurteile hinsichtlich der englischen Küche lösten sich in Luft auf. Auch der etwas grummelige Hausvater erwies sich als netter Mensch mit typisch englischem Humor …

In Cornwall wohnte ich bei einem sehr sympathischen Ehepaar, zurückhaltend, bescheiden und doch voller hintergründigem Humor. Sie zeigten mir die Gegend, erzählten voll Stolz, wie sie aus einer Ruine mit ganz wenig Geld und viel eigenem Schweiß und Ideen ihr idyllisch gelegenes Haus zu einem Schmuckstück gemacht hatten. Den gemeinsamen Abend im Pub mit Blick aufs Meer vergesse ich so schnell nicht. Ein Traum von einer Gastfamilie.

Bei Brighton wohnte ich in einem riesigen Haus direkt am Strand. Das Haus gehörte einer taffen alleinerziehenden Mutter. Voll ausgelastet mit ihren drei Jungs, ihrer Arbeit und dem großen Haus, hatte sie nie Zeit für uns. Doch ihre Herzlichkeit und Freundlichkeit war allgegenwärtig.



Trotz all dieser angenehmen Erinnerungen – ich bevorzuge, wie ich oben schon schrieb, Hotels. Grund dafür ist das Maß an Freiheit und Ungebundenheit, die Möglichkeit, zu kommen und zu gehen, wann ich will. Ich muss nicht fürchten, zu stören oder versehentlich etwas zu tun, was nicht gern gesehen ist. Dieser Gesichtspunkt ist sicher für Erwachsene ziemlich gewichtig, er spielt auch für Schüler ab Klasse 10 eine große Rolle. Deshalb ist für ältere Schüler – anders als für jüngere - die Unterbringung bei Gastfamilien weniger sympathisch. Das ist ein wichtiger Grund für die recht unterschiedliche Bewertung der Gastfamilien. Wo liegen weitere Gründe?

Aus meiner Erfahrung in der Betreuung von Sprachreisen nach Hastings oder Oxford weiß ich, dass ein wichtiger Grund die Erwartungshaltung der Gäste ist. Wer etwa bei einer englischen Gastfamilie dieselbe Ordnung und Sauberkeit wie zu Hause in Deutschland erwartet wird feststellen, dass die Engländer darauf meist nicht so viel Wert legen wie deutsche Familien. Wichtiger sind ihnen zu Hause oft andere Dinge – dicke Teppiche, verspielte Dekore, Plüsch, Gemütlichkeit, Kamin, Hunde und Katzen, der kleine Garten. Eine gesprungene Scheibe oder ein kleiner Rostfleck an der Heizung verursachen mitunter keine Panik, die Sauberkeit muss nicht unbedingt perfekt und keimfrei sein, auch, wenn generell Wert auf Ordnung und Sauberkeit gelegt wird.

Ein zweiter Grund für die Unterschiede in der Wahrnehmung der Gastfamilien liegt in den vor allem regionalen und sozialen Unterschieden zwischen den Gastfamilien. Die regionalen Unterschiede sind erwähnenswert. Das kann man leichter verstehen, wenn man sich fragt, warum Familien (regelmäßig und gegen Bezahlung) bereit sind, sich der Herausforderung zu stellen und unbekannte Gäste aus aller Welt zu beherbergen. Im Großraum London ist das Leben teuer. Deshalb müssen Familien häufig genau kalkulieren. In Südengland, in Cornwall oder in kleineren Städten ist das Leben nicht ganz so kostspielig. Deshalb sind nach meinen Beobachtungen weniger finanzielle Gründe die Motivation der Gasteltern. Auf dem flachen Land – jenseits der Mega-City London – ist die Sehnsucht nach Abwechslung ein mögliches Motiv, das Kennenlernen neuer Leute aus aller Welt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass in diesen Regionen die Erfahrungen mit den Gastfamilien meist positiver als in London sind. In den ländlicheren Regionen spielt außerdem eine Rolle, dass viele Gastfamilien von Freunden bzw. Freundinnen gewonnen werden, ein Netzwerk zwischen den Familien besteht, in dem weit mehr als nur die Unterbringung von Schülern passiert, sondern auch Nachbarschaftshilfe ein großes Gewicht hat. Gerade letzteres ist ein wichtiger Faktor, der Familien dazu bewegt, für vergleichsweise wenig Geld Verantwortung und zusätzliche Aufgaben zu übernehmen und die eigene Privatsphäre für Fremde zu öffnen.

Ein dritter Grund ist, dass es natürlich auch schwarze Schafe unter den Gasteltern gibt. Die Unterbringung bei Gastfamilien ist ein „Griff ins volle Menschenleben“ – und deshalb sind auch Unerwartetes, Überraschungen und gelegentlich auch Enttäuschungen möglich. Gerade diese prägen sich ein: zu wenig Essen, kaum Kontakt mit den Gasteltern, Katzen, die durch die Zimmer schleichen, Hunde, die auf dem Bett liegen ...

Kann man deshalb Gastfamilien ehrlichen Herzens als Unterbringung empfehlen? Ich meine, auf jeden Fall! Im zweiten Teil werde ich einige Gründe für dafür nennen.

Wissenswertes zu den Klassenfahrten mit Unterbringung in Gastfamilien bei Jugendtours:

Klassenfahrten in Gastfamilien

Klassenfahrt England

Klassenfahrt London

Klassenfahrten nach Schottland

Autor: Bernd / Jugendtours | 14.05.2017




 

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